Guter Rat muss nicht teuer sein

Was es abseits der EM noch zu feiern gab

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Guten Morgen!

Besser wäre, es müsste ihn nicht geben - aber gut, dass es ihn gegeben hat: Der Gute Rat für Rückverteilung hat diese Woche sein Ende gefunden. Was es abseits der EM noch zu feiern gab, liest du in der Guten Woche.

  • Menschen ohne Versicherung bekommen in Österreich künftig kostenlosen Zugang zu Medikamenten über das Rote Kreuz. Aktuell ist das nur bei einem Notfall möglich. Sozialorganisationen haben sich bisher in einem rechtlichen Graubereich bewegt.

    Geschätzt 25.000 Menschen - meist Obdachlose oder Menschen in anderen schwierigen Lebenslagen - haben bisher ohne diese Maßnahme keine ausreichende Versorgung. Das Sozialministerium unter Johannes Rauch hofft, diese Lücke nun zu schließen.

  • In Thailand ist die Demokratie derzeit stark unter Druck. Trotzdem gab es diese Woche auch eine erfreuliche Nachricht. Die Ehe für gleichgeschlechtliche Paare wurde erlaubt. Sie haben jetzt alle Rechte, die auch heterosexuelle Paare haben - einschließlich der Adoption von Kindern. Es ist damit das erst dritte asiatische Land nach Taiwan und Nepal, in dem LGBTQ-Menschen heiraten dürfen.

  • Der “Gute Rat für Rückverteilung” hat diese Woche entschieden, was mit dem Geld von Marlene Engelhorn passiert. Die Millionenerbin hat ihr Vermögen einem demokratischen Mini-Parlament von 50 repräsentativ ausgewählten Leuten übertragen, die insgesamt 25 Millionen Euro an 77 Organisationen verteilt haben. Darunter auch das Momentum Institut. Es freut und ehrt uns sehr, dass die Bürger:innen das Momentum Institut als gemeinnütziger Verein und Herausgeber von MOMENT.at für unterstützenswert befunden haben.

    Die ganze Aktion sollte vor allem auf die ungleiche Vermögensverteilung in Österreich hinweisen. Engelhorn tritt für Steuern auf Vermögen und Erbschaften ein. Sie kritisiert seit Jahren, dass Superreiche so viel Macht in der Gesellschaft haben.

    (Transparenz-Hinweis: Auch Marlene Engelhorn selbst hat uns in den vergangenen Jahren unterstützt. Wir finden, du solltest das wissen. Das Momentum Institut nimmt aber grundsätzlich keine Spenden an, die an inhaltliche Bedingungen geknüpft werden.)

  • Die Menschen im US-Bundesstaat Massachusetts haben sich 2022 für eine Millionärssteuer entschieden. Bei einem Einkommen von einer Million Dollar muss man jetzt zusätzlich vier Prozent abgeben. Kritiker:innen warnten davor, dass reiche Menschen einfach wegziehen würden und der Staat dadurch viel Steuergeld verlieren würde.

    Jetzt gibt es eine erste Bilanz: Die Steuer hat drei Monate vor Ende des Steuerjahres bereits 1,8 Milliarden Dollar eingebracht, 800 Millionen mehr als geplant. Massenauswanderung gab es bisher keine - und dürfte es laut einer Studie auch in Zukunft nicht geben.

  • Vor über 20 Jahren haben Finn:innen bereits den Zugang zu Verhütung erleichtert. Damals dachten sich noch viele: Spinnen die Finnen? (Anm. dem Reim zuliebe nicht gegendert.) Heute weiß man dank einer Studie: Es zahlt sich aus.
    Zwischen 2000 und 2023 ist die Zahl an Teenagern, die eine Abtreibung hatten, dort um 66 Prozent gesunken. Bei den unter 18-Jährigen waren es sogar 78 Prozent weniger.

    Und warum? Weil die finnische Regierung um 2000 beschlossen hat: Die Pille danach muss rezeptfrei sein, Aufklärungsunterricht verpflichtend. Seit den späten 2010er-Jahren ist Verhütung auch in manchen Regionen gratis. Und seit 2022 brauchen Frauen* keine Gründe für eine Abtreibung mehr anzugeben.

    Dabei sei gesagt: Eine Abtreibung ist an sich nicht das Problem, die damit verbundenen Kosten und gesundheitlichen Risiken sowie der emotionale Stress aber sehr wohl.

Klima-Hoffnung
  • Der Kampf gegen die Klimakrise fühlt sich oft einsam an. Dabei haben sich noch nie so viele Menschen damit beschäftigt. Das zeigt eine neue Studie der UN gemeinsam mit der Universität Oxford.

    75.000 Menschen aus 77 Ländern wurden befragt, wie sie zur Klimakrise stehen. Die klare Antwort: Vier von fünf Befragten empfinden die Erderhitzung als schwer belastend. Genauso viele meinen, dass Wirtschaft, Gemeinden und Bürgermeister:innen mehr gegen die Klimakrise tun müssen. Besonders überraschend: 86 Prozent ist klar, dass die Länder das nicht alleine stemmen können. Sie fordern von den Ländern, dass sie ihre Konflikte beseitigen und sich stattdessen um die Klimakrise kümmern.

    Es ist die weltweit größte repräsentative Klimaumfrage. Sie zeigt einmal mehr: Politiker:innen, die gegen Klimapolitik sind, sind nicht für die Mehrheit der Bevölkerung.

  • Bis zu 1.250 Euro Prämie gibt es künftig in Marburg, wenn man sein privates Auto abmeldet. Egal ob Erst-, Zweit- oder Drittwagen und egal ob für immer oder nur ein Jahr - es gibt in jedem Fall Geld. In Form von Gutscheinen für öffentlichen Nahverkehr, Carsharing, den örtlichen Einzelhandel - und 50 Euro in bar.

    So sollen Menschen motiviert werden, nachhaltigere Transportmittel zu nutzen und der Individualverkehr verringert werden. Für die Stadt sei die Prämie günstiger als die Kosten für die Autos. Allein die Grundstücke von Parkplätzen seien 2.400 Euro wert. Diese sollen für mehr Grün, Fahrräder, Aufenthaltsraum oder Carsharing genutzt werden.

  • Der Inselstaat Vanuatu hatte ein Problem: Seine Inseln wurden von Plastik überschwemmt. Vor sechs Jahren hat das Land begonnen, dagegen anzukämpfen und beschlossen, gewisses Einweg-Plastik zu verbieten. Vanuatu war auch das erste Land, das Plastik-Strohhalme verboten hat.

    Heute sieht man in der Lagune wieder das Meer durchscheinen. Das Verbot hat sich ausgezahlt. Plastik macht nur mehr 2 % des Mülls auf Vanuatu aus. Das Angebot an plastikfreier Verpackung wird immer größer. Einwohner:innen verkaufen zum Beispiel Lebensmittel oft in Bananenblättern.

Mut-Macher:in
  • Europa ist aktuell im EM-Fieber. Was neben dem Endstand der Lieblingsmannschaft da schnell in den Hintergrund rückt: die Millionen-Gehälter der Profifußballer. Nicht in Dänemark. Hier gibt es aktuell eine Gelbe Karte für den Gender-Pay-Gap. Im neuen Vierjahresvertrag der dänischen Männer-Nationalmannschaft wartet eine Gehaltserhöhung auf die Fußball-Elf. Aber die Spieler wollen sie nicht.

    Der Grund: Ihre Fußballkolleginnen bekommen insgesamt viel weniger Geld. Deshalb lehnen die Fußballprofis das bessere Gehalt ab. Und wollen damit sicherstellen, dass ihre Kolleginnen auch finanziell bald gleichgestellt sind. Zumindest, wenn sie für das Nationalteam spielen.

Folgende Top-Stories hast du diese Woche nur auf MOMENT.at gelesen.

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